Bürgermeister Berens verwirrt mit Zahlenspielen
20.1.2022: Zu den gastronomischen Planungen an der Schlossachse stellen sich Fragen
In der Informationsveranstaltung zu den Gestaltungsentwürfen der freigelegten Schlossachse am 19. Januar kam unter anderem auch das Thema einer Gastronomie im Erdgeschoss des zu planenden Gebäudes auf. Hierbei kam aus der Bürgerschaft richtigerweise die Frage nach der Rentabilität einer solchen Gastronomie. Bürgermeister Berens zeigte sich zuversichtlich, dass eine solche am vorgesehenen Standort wirtschaftlich zu betreiben wäre. Seine Argumentation allerdings war dabei wackeliger als ein Jenga-Turm kurz vor dem Einsturz.
Berens zitierte eine nicht genauer definierte Studie, aus der sich ergeben habe, dass ein Hövelhofer oder eine Hövelhoferin im Durchschnitt 16,50 € bei einem Gastronomiebesuch ausgeben würde. Aus der gleichen Studie ergäbe sich, dass eine Gastronomie bei durchschnittlichen Ausgaben von 15 € je Gast rentabel zu betreiben wäre. Hieraus leitete Berens seine These von der Rentabilität einer solchen Gaststätte ab. Zahlen, Studien und Statistiken klingen natürlich zunächst nach einem fundierten Argument.
Nur bleiben bei diesen Zahlen viele Fragen unklar. Zunächst sagte Berens, dass diese Zahlen nicht für Hövelhof erhoben worden seien, sondern auf bundesweit erhobenen Werten basieren würden, welche anschließend auf die Größe und die Kaufkraft Hövelhofs heruntergerechnet worden seien. Eine solche Rechnung ist natürlich generell möglich. Diese Aussage zeigt allerdings, dass die Angaben mit Vorsicht zu behandeln sind. Statistische Kennzahlen wie Durchschnittswerte liegen stets innerhalb einer Fehlerspanne (man kennt das von den Wahlprognosen). Wenn man die von Berens betrachteten Werte vergleicht, fällt auf, dass die von ihm genannten 16,50 € nur knapp über der notwendigen Marke von 15 € liegen. Wenn man nun bedenkt, dass es sich um nicht explizit für Hövelhof erhobene Daten handelt, sondern lediglich um Schätzungen, so ist davon auszugehen, dass die mögliche Fehlerspanne relativ hoch liegt und das Ausgabenpotenzial der Hövelhofer nicht bei den genannten 16,50€ liegt. Auch ein Wert unterhalb der angeblich benötigten 15€ wäre also vermutlich im Bereich der zu statistischen Fehlerspanne. Aussagen zur Rentabilität einer Gastronomie lassen sich durch seine Argumentation also nicht mit Sicherheit belegen. Möglicherweise sind die Zahlen korrekt, möglicherweise aber auch nicht. Auch Statistiken haben Grenzen.
Wenn Zahlen und Statistiken keinen genauen Aufschluss über das Potenzial einer Gastronomie im zu planenden Gebäude bieten, so hilft die Beobachtung der tatsächlichen gastronomischen Entwicklung Hövelhofs über die vergangenen Jahre vielleicht weiter. Hierbei fällt auf, dass viele Kneipen und Restaurants über die Jahre geschlossen wurden, wohingegen deutlich weniger neue Angebote hinzugekommen sind. Das Niveau, Reker, der Jägerkrug, um nur einige Beispiele anzuführen. Auch Restaurants haben ihre Probleme gehabt, wie die häufigen Besitzerwechsel im Sennegrill oder der Mühlenschänke sowie die Aufgabe der Pizzeria Rocco belegen. Lediglich Bäckereien mit angeschlossenen Cafés wie Schumacher am Alten Markt oder Lange in der Allee sind neu eröffnet worden und konnten sich etablieren. Wenn man nun weiter bedenkt, dass im in direkter Nachbarschaft gelegenen Pfarrheim eine neue Gastronomie eröffnen soll, so erscheint die Wirtschaftlichkeit einer weiteren Gastronomie in Frage gestellt zu sein.
Statt also Tatsachen anzunehmen für die es keine belastbaren Argumente gibt, sollten zunächst Daten zum gastronomischen Potenzial in Hövelhof vorliegen, welche nicht auf wenig verlässlichen Hochrechnungen aus bundesweit erhobenen Zahlen beruhen. Immerhin würde sich durch ein weiteres Angebot auch die Konkurrenzsituation für die bereits etablierten Kneipen und Restaurants erhöhen. Interessant, dass die sich sonst wirtschaftsfreundlich gebende CDU für die Interessen der Gastwirtschaft deutlich weniger empfänglich zu sein scheint.
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